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Bluthochdruck: Ursachen, Symptome, Behandlung

In den Industrienationen ist Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) eine weit verbreitete Erkrankung und der größte Risikofaktor für die Entstehung von Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie etwa eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls. Lesen Sie im folgenden Beitrag mehr dazu.

Oft unbemerkt

In Deutschland ist etwa jeder zweite über 50jährige von Bluthochdruck betroffen – in vielen Fällen jedoch unbemerkt. Oftmals bestehen zusätzlich weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa Übergewicht, Nikotinkonsum, Diabetes mellitus und Bewegungsmangel.

Das Gefährliche an der arteriellen Hypertonie ist, dass sie über einen langen Zeitraum hinweg symptomlos verläuft. Das macht es nicht nur schwer, sie zu erkennen, sondern sorgt vielfach auch für Unverständnis, wie wichtig eine konsequente Therapie ist.

Generell wird von einer hypertonen Blutdrucksituation ab einem mehrmals gemessenen Ruheblutdruck mit Werten von mehr als 140/90 gesprochen. Wann mit einer Therapie begonnen werden sollte und welche Zieldrücke zu erreichen sind, hängt dabei jedoch nicht nur von der Höhe des Ausgangsblutdruckes ab, sondern auch von der gesamten Risikokonstellation.

Erst Änderung des Lebensstils, dann Medikamente

Die erste Behandlungsmaßname ist in jedem Falle eine Änderung des Lebensstils, bestehend aus einer Reduktion des Körpergewichtes, dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin, einer mediterranen, salzarmen Diät sowie ausreichender Bewegung.

Liegen bei Diagnosestellung bereits sehr hohe Blutdruckwerte vor oder lässt sich ein Absenken des Blutdruckes durch eine Änderung des Lebensstils nicht erreichen, ist eine medikamentöse Therapie indiziert. Diese wird zunächst mit nur einem Präparat begonnen, bei Versagen kann eine Kombinationstherapie notwendig werden.

Eine gute Einstellung des Blutdruckes ist aus vielerlei Hinsicht sehr wichtig. Einerseits können akute Komplikationen wie eine Blutdruckentgleisung verhindert werden. Andererseits wird durch eine konsequente Einstellung des Blutdruckes langfristigen Folgen der arteriellen Hypertonie vorgebeugt. Darunter fallen vor allem Schäden an verschiedenen Organen wie Herz, Gehirn, Niere und Augen.

Definition

Ein Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) wird ausschließlich über die Höhe der Blutdruckwerte definiert. Im deutschsprachigen Raum gelten dabei folgende in Ruhe gemessene Blutdruckgrenzwerte:

optimal

< 120/80 mmHg

normal

< 130/85 mmHg

hoch-normal

130/85 - 139/89 mmHg

Hypertonie Grad I

140/90 - 159/99 mmHg

Hypertonie Grad II

160/100 - 179/109 mmHg

Hypertonie Grad III

> 180/110 mmHg

 

Von einer hypertensiven Krise wird ab Werten von über 180/120 gesprochen, ein hypertensiver Notfall ist durch Werterhöhungen auf über 230/120 bei zusätzlich vorhandenen lebensgefährlichen Organschäden wie einer Herzinsuffizienz oder einer durch die Hypertonie bedingten Hirnblutung definiert.

Im Rahmen der Blutdrucklangzeitmessung sollte der mittlere Tageswert weiterhin unter 130/85 mmHg liegen, der 24-Stunden-Mittelwert unter 130/80 mmHg.

Bluthochdruck ist häufig

Die arterielle Hypertonie ist in westlichen Ländern zu einer Volkskrankheit geworden und der häufigste Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Unter Erwachsenen weißt durchschnittlich jeder zweite einen erhöhten Blutdruck auf, bei zusätzlich bestehender Adipositas liegt die Prävalenz von Bluthochdruck sogar bei 75%.

Ursachen

Bei einer arteriellen Hypertonie werden grundsätzlich zwei Formen unterschieden: die primäre, häufig vorkommende arterielle Hypertonie sowie die sekundäre, eher seltener und als Folge anderer Erkrankungen in Erscheinung tretende arterielle Hypertonie. Beide gehen auf jeweils unterschiedliche Ursachen zurück.

1. Primäre Hypertonie

Mit einem Gesamtanteil von 90% ist die primäre arterielle Hypertonie die häufigste Form des Bluthochdruckes. Die genauen Ursachen für die Entstehung einer primären Hypertonie sind bislang noch nicht gänzlich geklärt. Es scheint sich jedoch um eine multifaktorielle Genese zu handeln, bei der mehrere Faktoren im Zusammenspiel zur Erkrankung führen.

Gene, Umwelt und Lifestyle

Ein wichtiger Risikofaktor ist die Genetik. So liegt die Erkrankungswahrscheinlichkeit höher, wenn Sie einen Verwandten ersten Grades (Geschwister oder Eltern) haben, der ebenfalls unter arterieller Hypertonie leidet. Zudem scheint die Wechselwirkung zwischen Genen, dem Lebensstil sowie Umweltfaktoren eine Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen, da nicht jeder mit positiver Familienanamnese letztendlich auch an einer arteriellen Hypertonie erkranken wird.

Zu den wichtigsten Lebensstilfaktoren, die das Risiko für einen Bluthochdruck erhöhen, jedoch selbst beeinflusst werden können, zählen:

  • Rauchen: Viele Schadstoffe der Zigarette setzen sich direkt an den Gefäßwänden ab und fördern die Entstehung von Arteriosklerose. Arteriosklerotisch verkalkte Gefäße verlieren ihr Potential, sich zu weiten und werden nach und nach starr und eng. Dies hat zur Folge, dass derselbe Blutanteil in derselben Zeit durch engere Gefäße strömen muss, was den Druck deutlich erhöht und längerfristig entscheidend an der Entstehung einer arteriellen Hypertonie beteiligt ist.
  • hoher Konsum an Alkohol und Koffein: Kaffee und Alkohol erhöhen über ihre Inhaltsstoffe den Herzschlag und führen zu einer meist nur kurzzeitig anhaltenden Blutdrucksteigerung. Bei zu hohem Konsum kann der Blutdruck jedoch auch längerfristig in die Höhe getrieben werden.
  • hohe Zufuhr an Kochsalz: Kochsalz, auch Natriumchlorid genannt, kann über eine Bindung von Flüssigkeit zu einer Erhöhung des Blutvolumens und damit des Blutdruckes beitragen. Aus diesem Grund sollte bei Vorliegen einer arteriellen Hypertonie die Zufuhr von Kochsalz auf etwa 5g pro Tag beschränkt werden, was einem gestrichenen Teelöffel Speisesalz entspricht.
  • Übergewicht: Im Rahmen der arteriellen Hypertonie spielt nicht nur das absolute Gewicht eine Rolle, sondern auch, oder insbesondere, der Taillenumfang. So besteht bei Männern ab 102 cm und bei Frauen ab 88 cm Taillenumfang ein signifikant höheres Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln.
  • Bewegungsmangel: In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass sich eine regelmäßige moderate körperliche Betätigung von 30 Minuten drei- bis viermal wöchentlich präventiv auf die Entstehung von Bluthochdruck auswirkt. Bei einer bereits bestehenden Hypertonie kann körperliche Bewegung entscheidend dazu beitragen, die Blutdruckwerte zu senken.
  • psychische Belastung und Stress: Psychische Belastung bzw. Dauerstress treibt den Blutdruck über eine Aktivierung des Sympathikus, dem Anteil des autonomen Nervensystems, der für Flucht und Kampf zuständig ist und für die Mobilisation körperlicher Reserven sorgt, in die Höhe.

Nicht beeinflussbar sind die beiden Faktoren Alter und Geschlecht, die ebenfalls einen Einfluss auf die Krankheitsentstehung haben. So erkranken Männer im fortgeschrittenen Alter eher an einer arteriellen Hypertonie als Frauen gleichen Alters.

2. Sekundäre Hypertonie

Bei der sekundären Hypertonie, die etwa 10% aller Hypertonien ausmacht, entsteht der Bluthochdruck als Folge anderer Grunderkrankungen. Die wichtigsten Grunderkrankungen sind dabei das Schlafapnoe-Syndrom, durch die Niere bedingte Hypertonien (renale Hypertonien), sowie durch endokrinologische (hormonelle) Erkrankungen verursachte arterielle Hypertonien.

  • Schlafapnoe-Syndrom: Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, auch OSAS genannt, ist eine der häufigsten Ursachen für die Entstehung einer sekundären Hypertonie. Im Rahmen des Schlafapnoe-Syndroms kommt es zu nächtlichen Atempausen von mindestens zehn Sekunden Dauer, zwischen denen jeweils laute Schnarchepisoden liegen. Der kurzzeitige Stopp der Atmung führt zu einem Sauerstoffmangel, der wiederum eine Stressreaktion im Körper hervorruft und langfristig eine Erhöhung des Blutdruckes nach sich zieht. Von dem Schlafapnoe-Syndrom sind meist Männer zwischen 40 und 60 Jahren betroffen, die vielfach auch unter Übergewicht leiden, rauchen und abendlich Alkohol konsumieren. Durch den schlechten Nachtschlaf kommt es neben einer Erhöhung des Blutdruckes zu Tagesmüdigkeit, Abgeschlagenheit und einer verminderten Konzentrationsfähigkeit.
  • renale Hypertonie: Die renale Hypertonie wird durch verschiedene Erkrankungen der Niere verursacht. Die Niere ist entscheidend an der Regulation des Blutdruckes beteiligt, da sie mehrfach täglich das gesamte Blut filtert, von Schadstoffen reinigt und seine Zusammensetzung sowie den Durchfluss reguliert. Bei einem Abfall des Blutdruckes kann die Niere beispielsweise bestimmte Hormone ausschütten, die regulatorisch eingreifen und den Blutdruck in Folge wieder ansteigen lassen. Verschiedene Erkrankungen der Niere führen jedoch zu einer Störung dieses Mechanismus und darüber zu einer krankhaften Erhöhung des Blutdruckes. Am häufigsten kommt dies im Rahmen einer Niereninsuffizienz, einer Nierenarterienstenose, einer Glomerulonephritis sowie bei Tumorerkrankungen der Nieren vor.
  • endokrine Hypertonie: Erkrankungen des endokrinen Systems führen auf unterschiedliche Art und Weise zu einer Veränderung des physiologischen Hormonhaushaltes. Viele dieser Erkrankungen gehen dabei mit einer Erhöhung des Blutdruckes einher, der sich oftmals nur schwer medikamentös einstellen lässt. Zu den wichtigsten endokrinen Ursachen eines Bluthochdrucks zählen Erkrankungen der Schilddrüse und der Nebenniere: der Hyperaldosteronismus (Morbus Conn), der Hypercortisolismus (Cushing-Syndrom), die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) sowie das Phäochromozytom.

Symptome

Das Tückische an der arteriellen Hypertonie ist, dass sie über einen sehr langen Zeitraum symptomlos verläuft und dennoch zu gravierenden Schäden am Gefäßsystem führen kann.

Oft verkannt und fehlgedeutet

Da sich eine Hypertonie in den meisten Fällen in der zweiten Lebenshälfte entwickelt, werden, besonders bei Frauen, Symptome wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Nervosität, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme eher den Wechseljahren zugeschrieben als einem erhöhten Blutdruck.

Auf ähnliche Art und Weise werden auch neu aufgetretene Herzrhythmusstörungen oder Belastungsluftnot eher auf Stress und das Alter als auf eine Veränderung des Blutdruckes zurückgeführt. Dies ist auch nicht verwunderlich, da die arterielle Hypertonie sehr selten Symptome hervorruft, meist erst, wenn die Blutdruckwerte bereits sehr weit über die Norm angestiegen sind.

Wer denkt hier schon an Bluthochdruck?

Mögliche Beschwerden, die unbedingt hinsichtlich einer arteriellen Hypertonie abgeklärt werden sollten, wenn keine andere Ursache für sie in Frage kommt, sind:

  • Ohrgeräusche wie Ohrensausen
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen, die vor allem am Hinterkopf lokalisiert sind und sich in den frühen Morgenstunden zeigen
  • Herzklopfen
  • Druckschmerz oder Engegefühl im Bereich des Brustkorbes
  • häufiges Nasenbluten
  • Schlafstörungen und abendliche Unruhezustände

Diagnose

Die Diagnose der arteriellen Hypertonie kann schnell und sicher durch Ihren behandelnden Hausarzt gestellt werden. Ziel jeder Hypertonie-Diagnostik ist neben der Diagnosestellung auch die Festlegung des Schweregrades der arteriellen Hypertonie sowie die Einordnung in primäre oder sekundäre Erscheinungsformen.

Im Rahmen der Abklärung wird Ihr behandelnder Arzt zunächst ein ausführliches Erstgespräch, die sogenannte Anamnese, führen. Im Anschluss folgen eine körperliche Untersuchung sowie das Messen des Blutdruckes und das Schreiben eines EKGs. Vielfach wird auch eine Langzeitblutdruckmessung über 24 Stunden durchgeführt, um den tageszeitlichen Verlauf des Blutdruckes besser einschätzen zu können.

Anamnese

Während des ärztlichen Erstgespräches (Anamnese) wird Ihr behandelnder Arzt vor allem wissen wollen, ob Bluthochdruck in Ihrer Familie eine Rolle spielt und ob Sie unter weiteren Erkrankungen leiden, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dazu zählen unter anderem Übergewicht, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen.

Weiterhin wird der Arzt ein beratendes Gespräch über die Folgen von Bluthochdruck mit Ihnen führen und Ihnen nahebringen, wie wichtig die konsequente medikamentöse Einstellung Ihrer Erkrankung ist.

Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung dient dazu, Ihre Pulsqualität zu erfassen und das Herz abzuhören. Bei einer arteriellen Hypertonie ist der Puls sehr hart und nur schwer abzudrücken, in der Fachsprache wird dies auch als Pulsus durus bezeichnet.

Das Abhören des Herzens dient der Beurteilung von Herzrhythmus sowie der Herzklappenfunktion. Auffällige Veränderungen der Klappenfunktion oder Herzrhythmusstörungen können Folge einer langjährigen arteriellen Hypertonie sein und sollten weiter abgeklärt werden.

Blutdruckmessung

Die Blutdruckmessung ist das wichtigste Instrument, um die Diagnose einer arteriellen Hypertonie stellen zu können. Erst wenn wiederholte Blutdruckmessungen an beiden Armen zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer wieder erhöhte Werte gezeigt haben, kann von einem Bluthochdruck gesprochen werden.

Doch Vorsicht, bei vielen Menschen steigt der Blutdruck an, sobald Sie von einem Arzt untersucht werden, obwohl normalerweise keine arterielle Hypertonie besteht. Dieser sogenannten Weißkittelhypertonie oder auch Nervositäts-Hypertonie kann entgegen gewirkt werden, indem Sie Ihren Blutdruck zuhause regelmäßig selbst messen.

Weiterhin sollten Sie vor der ärztlichen Blutdruckmessung für 3-5 Minuten zur Ruhe kommen und mehrfach an beiden Armen mit einem zeitlichen Abstand von jeweils 1-2 Minuten gemessen werden. Mit etwas Zeit und Ruhe – Güter, die in Arztpraxen leider selten zu finden sind – pendelt sich der Blutdruck normalerweise auf ein mittleres Niveau ein.

Selbstmessung

Selbstmessungen sind in vielerlei Hinsicht sinnvoll. Einerseits können Sie so selbst kontrollieren, ob Ihr Blutdruck nur dann in die Höhe geht, wenn ein Arzt anwesend ist. Andererseits werden Sie durch regelmäßige Selbstmessungen der größte Experte für Ihren Blutdruck und lernen besser einzuschätzen, welche Medikation Ihnen am schnellsten und besten hilft und in welchem Blutdruckbereich Sie sich wohl fühlen.

Zur Selbstmessung werden in der Regel elektronische Messgeräte verwendet. Wichtig ist, dass Sie diese korrekt anlegen und den zu messenden Arm etwa auf Herzhöhe bringen. Durch eine falsche Körperhaltung oder fehlerhaftes Anlagen des Messgerätes können die Blutdruckwerte erheblich verfälscht werden. Lassen Sie sich vor der ersten Messung am besten in einem Fachgeschäft beraten, und probieren Sie das Anlegen und Messen einmal unter Anleitung aus.

24-Stunden-Blutdruckmessung

Eine Blutdruckmessung über 24 Stunden bietet mehrere Vorteile. Sie kann Ihren Blutdruck über ein tragbares Gerät an einem ganz normalen Tag über die gesamte Tagesdauer sowie nachts in regelmäßigen Abständen messen und fängt Ihren Blutdruck so während des "echten" Lebens ein.

Dies ist besonders von Vorteil, wenn der Verdacht auf eine Weißkittelhypertonie besteht, aber auch, um eine medikamentöse Blutdrucktherapie im Tagesverlauf zu beurteilen. Weiterhin können nächtliche Blutdruckspitzen erkannt werden, die unter normalen Messbedingungen nicht mit aufgezeichnet werden.

Bei der Auswertung des 24-Stunden-Blutdruckes werden vor allem die Mittelwerte von Tag und Nacht, aber auch der Verlauf über 24 Stunden betrachtet und daneben beurteilt, ob eine nächtliche Absenkung des Blutdruckes stattfindet, die normalerweise 10% unterhalb des Tagesmittelwertes liegt.

Wann es sekundär sein könnte

Hinweise auf eine sekundäre Hypertonie bieten sich während der Untersuchung des Blutdruckes bei folgenden Kriterien:

  • junges Lebensalter von unter 30 Jahren oder plötzlicher Beginn einer arteriellen Hypertonie im Alter von über 60 Jahren
  • plötzliche starke Verschlechterung eines gut eingestellten Bluthochdruckes trotz regelmäßiger Einnahme der Medikation
  • Fehlen des nächtlichen Blutdruckabfalls um mehr als 10% des Tagesmittelwertes
  • verminderter Abfall des nächtlichen Blutdruckes um weniger als 10%
  • immer wiederkehrende hypertensive Krisen
  • ausbleibender Therapieerfolg trotz einer medikamentösen Therapie mit drei Blutdruckmitteln

Bei Vorliegen einer oder mehrerer dieser Hinweise sollte Ihr behandelnder Arzt mögliche Ursachen einer sekundären Hypertonie abklären. Hierzu zählen unter anderem die Untersuchung der Nieren sowie des endokrinen Systems, aber auch die Abklärung eines eventuell vorliegenden Schlafapnoe-Syndroms.

Behandlung

Die Therapie der arteriellen Hypertonie fußt auf verschiedenen Säulen, die alle das Ziel verfolgen, bestimmte Blutdruckzielwerte zu erreichen. Denn nur durch einen gut eingestellten Blutdruck kann das Risiko für Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gesenkt werden.

Neben einer medikamentösen Therapie, die sich aus einem oder mehreren blutdruckregulierenden Medikamenten zusammensetzt, gibt es die wichtige Säule der nicht-medikamentösen Therapie, die in erster Linie eine Änderung des Lifestyles vorsieht.

Blutdruck-Zielwerte

Der für Sie optimale Blutdruck bemisst sich nicht anhand eines allgemein gültigen Schemas, sondern orientiert sich an Ihrem persönlichen Herz-Kreislauf-Risiko. Das beutetet, dass neben der Höhe Ihres Blutdruckes auch andere Erkrankungen, die zu einer Risikoerhöhung für Herzinfarkte oder Schlaganfälle führen, mit in die Entscheidung, wie hoch der Zielblutdruck liegen darf, einberechnet werden. Weiterhin werden andere Erkrankungen wie beispielsweise Nierenerkrankungen, ein Diabetes mellitus sowie Ihr Alter berüchsichtigt.

Hieraus ergeben sich orientierend folgende Situationen:

  • Ihr Zielblutdruck liegt bei unter 140/90 mmHg, wenn Sie jünger als 75 Jahre sind und an keiner anderen Vorerkrankungen leiden.
  • Ihr Zielblutdruck liegt bei Werten unter 135/85 – 120/70 mmHg, wenn Sie unter einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt oder einer chronischen Nierenkrankheit leiden oder älter als 75 Jahre sind.
  • Ihr Zielblutdruck liegt bei einem Wert von 150/85 mmHg, wenn Sie unter einem Diabetes mellitus leiden.

1. nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen

Es gibt eine ganze Reihe nicht-medikamentöser Maßnahmen, die zu einer Reduktion des Blutdruckes beitragen können. Wer sein Leben konsequent umstellt, hat die Chance, einen leicht erhöhten Blutdruck auch ohne die Einnahme von Medikamenten in den Griff zu bekommen. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen dabei:

  • die Reduktion bzw. Beendigung des Alkoholkonsums
  • die konsequente Einschränkung des Salzkonsums auf ca. 5g am Tag. Dabei sollten besonders Lebensmittel wie Fertigwaren (bspw. Tiefkühlpizza), Pökelfleisch, Käse und Brot gemieden werden.
  • das Halten einer mediterranen Diät, bestehend aus viel frischem Gemüse und Fisch oder weißem anstelle von rotem Fleisch und Kohlenhydraten
  • der konsequente Verzicht auf Nikotin
  • ausreichende Bewegung (mindestens dreimal wöchentlich für 30-40 Minuten)
  • die kontinuierliche Gewichtsreduktion
  • die regelmäßige Selbstmessung des Blutdruckes sowie die Dokumentation der Werte

Besonders der letzte Punkt trägt dazu bei, sich selbst zu kontrollieren und kleine oder größere Erfolge frühzeitig feststellen zu können. Dies führt vielfach zu einer gesteigerten Motivation und dem Willen, den Blutdruck ohne die Einnahme von Medikamenten abzusenken.

2. medikamentöse Therapiemaßnahmen

Zur Behandlung der arteriellen Hypertonie stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die als Mono- oder Kombinationstherapie zum Einsatz kommen.

Die fünf Hauptgruppen sind dabei:

ACE-Hemmer weiten die Gefäße

ACE-Hemmer sind Medikamente, die die Bildung von Angiotensin II verhindern. Dieses Hormon ist im physiologischen Zustand für die Anhebung des Blutdruckes verantwortlich. Über die Stimulation bestimmter Rezeptoren vermag Angiotensin II es, die Gefäße zu verengen und die Wasserausscheidung über die Nieren zu vermindern. In der Folge kommt es zu einem Blutdruckanstieg.

ACE-Hemmer werden im Rahmen der arteriellen Hypertonie gerne eingesetzt, da sie das Herz schützen und, wenn zusätzlich ein Diabetes mellitus besteht, protektive Wirkung auf die Nieren haben. Ein Nachteil dieser Medikamentenklasse ist, dass sie in bis zu 20% der Fälle als Nebenwirkung zu einem quälenden Reizhusten führen. Dann ist eine Umstellung auf AT1-Rezeptor-Antagonisen erforderlich.

Die wichtigsten ACE-Hemmer sind:

  • Ramipril (Delix®, Vasotop®)
  • Enalapril (Xabef®)
  • Captopril (Cor tensobon®, Lopirin Cor®, Tensobon®)

Alternativ: AT1-Rezeptor-Anatgonisten

AT1-Blocker haben dieselben Wirkungen und Vorteile wie ACE-Hemmer, führen jedoch nicht zu der Nebenwirkung Reizhusten. Sie wirken dabei nicht über eine verminderte Entstehung von Angiotensin II blutdrucksenkend, sondern blockieren direkt den Rezeptor, an dem Angiotensin II normalerweise bindet.

Die wichtigsten AT1-Rezeptor-Blocker sind:

  • Candesartan (Atacand®, Blopressid®)
  • Losartan (Lozaar®)
  • Valsartan (Cordinate®, Diovan®, Provas®)

Diuretika schwemmen aus

Diuretika, die umgangssprachlich auch Wassertabletten genannt werden, können den Blutdruck senken, indem sie die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Nieren fördern und damit das Blutvolumen reduzieren. Folglich lässt der Gefäßdruck nach, und der Blutdruck sinkt ab.

Zu den wichtigsten Diuretika zählen:

  • Schleifendiuretika wie Furosemid (Diurapid®, Furobeta®, Furosal®, Fusid®) und Torasemind (Anat®, Toracard®, Torem®)
  • Thiaziddiuretika wie Hydrochlorothiazid (Disalunil®, Esidrix®) oder Clopamid (Briserin®)
  • Aldosteronantagonisten wie Spironolacton (Aldactone®, Jenaspiron®, Verospriron®) oder Eplerenon (Inspra®, Eplerenon STADA®)

Diuretika können bereits im Rahmen leicht erhöhter Blutdruckwerte als Monotherapie sowie bei schwer einzustellendem Blutdruck als Kombinationstherapie zum Einsatz kommen. Besonders wichtig werden sie dann, wenn zusätzlich zu der arteriellen Hypertonie Begleiterkrankungen wie eine Herzinsuffizienz oder eine Nierenschwäche bestehen, da viele Diuretika protektive Effekte auf Herz und Nieren haben.

Betablocker: nicht für jeden geeignet

Betablocker haben neben einem blutdrucksenkenden Effekt auch eine frequenzregulierende Wirkung auf den Herzschlag, wodurch sie das Herz vor einem zu schnellen Rhythmus und damit vor Überanstrengung schützen. Besonders der gefäßerweiternde Effekt einiger Betablocker kann bei zusätzlichen Begleiterkrankungen wie pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) ausgenutzt werden.

Ein Nachteil der Betablocker ist, dass sie im Rahmen vieler Erkrankungen nicht angewendet werden sollten. Hierzu zählen unter anderem Asthma bronchiale, COPD und akute Herzschwäche. Außerdem müssen sie sehr vorsichtig dosiert werden, wenn zusätzlich ein Diabetes mellitus besteht, da Betablocker Unterzuckerungen begünstigen können. Weiterhin können Depressionen, Schuppenflechte sowie eine erektile Dysfunktion durch die Einnahme von Betablockern verschlimmert werden.

Die am häufigsten eingesetzten Präparate sind:

  • Metoprolol (Beloc®, Beloc-ZOK®, Lopresor®)
  • Nebivolol (Nebilet®)
  • Bisoprolol (Bisoprolol®, Concor®)

Kalziumantagonisten: nicht nur gegen Bluthochdruck

Kalziumantagonisten werden im Rahmen der arteriellen Hypertonie ebenfalls gerne eingesetzt. Über eine Hemmung des Kalziumeinstroms in die Zellen der Gefäßmuskulatur führen sie zu einer Entspannung der Gefäße und verbessern so den Blutdurchfluss. In Folge kommt es zu einem Abfall des pro Zeit die Gefäße durchströmenden Blutes und damit zu einer Reduktion des Blutdruckes.

Der Vorteil an Kalziumantagonisten ist, dass sie auch das Risiko für Folgeerkrankungen der arteriellen Hypertonie wie Herzinfarkt oder Schlaganfall reduzierten. Nebenwirkungen, die hin und wieder durch die Einnahme von Kalziumantagonisten auftreten, sind Kopfschmerzen, Schwellungen von Füßen und seltener auch von Händen, Gesichtsröte und Schlafstörungen.

Im Rahmen einer arteriellen Hypertonie kommen vor allem langwirksame Kalziumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ zum Einsatz wie:

  • Amlodipin (Norvasc®)
  • Lercandipin (Carmen®, Corifeo®)

Ab 160 mmHg geht es nicht mehr ohne

Wann der richtige Zeitpunkt für den Beginn einer medikamentösen Therapie der arteriellen Hypertonie gekommen ist, richtet sich nach der Höhe des Blutdruckes, aber auch nach dem Gesamtrisiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen. Ab systolischen Blutdruckwerten von über 160 mmHg ist eine medikamentöse Therapie immer indiziert.

Bei nur leichtem Blutdruckanstieg und moderatem Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird in der Regel zunächst eine Monotherapie mit ACE-Hemmern, Beta-Blockern, Thiaziden oder Kalziumantagonisten begonnen. Da alle blutdrucksenkenden Medikamente etwa gleichwertig sind, gibt es nicht das Mittel der Wahl. Vielmehr fällt die Entscheidung für oder gegen ein Antihypertensivum anhand der Risikokonstellation sowie der Begleiterkrankungen.

Kombinationstherapie für schwere Fälle

Kann durch eine Monotherapie kein Absenken des Blutdruckes erreicht werden oder besteht ein sehr hohes kardiovaskuläres Gesamtrisiko, wird eine Zweifachkombination eingesetzt. Die gängigsten dualen Therapien sind dabei:

  • Diuretikum plus ACE-Hemmer, AT1-Blocker, Kalziumantagonist oder Betablocker
  • Kalziumantagonist plus Beta-Blocker, ACE-Hemmer oder AT1-Blocker

Egal, welches Präparat zum Einsatz kommt, begonnen wird immer mit einer niedrigen Dosis, die langsam gesteigert wird. Erst nach durchschnittlich ein bis zwei Wochen kann die Wirkung beurteilt werden, bei Betablockern und Thiaziden häufig sogar erst nach 2-4 Wochen.

Komplikationen

Durch den ständig erhöhten Blutdruck werden vor allem kleine Gefäße geschädigt. Jedes Organ kann dabei betroffen sein. Insbesondere kommt es jedoch zu einer langsamen, aber verehrenden Schädigung folgender Organe:

  • Herz
  • Gehirn
  • Niere
  • Auge

Achten Sie also darauf, einen erhöhten Blutdruck frühzeitig und konsequent behandeln zu lassen – auch wenn Sie von den Symptomen der arteriellen Hypertonie nichts bemerken. Denn nur dann können gefährliche Folgen verhindert und Ihre Prognose verbessert werden.

Quellen:

  • G. Herold: Innere Medizin, Eigenverlag, 2012.
  • H. Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie, Thieme, 2016.
  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: ESC Pocket Guidelindes: Leitlinie für das Management der arteriellen Hypertonie, online unter www.hochdruckliga.de, zuletzt aufgerufen am 28.08.2019.

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