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Hashimoto-Thyreoiditis: Ursachen, Symptome, Behandlung

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Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Autoimmunerkrankung des Menschen. Ein japanischer Arzt namens Hakaru Hashimoto beschrieb die Erkrankung 1912 als erster. Ihm zu Ehren wird sie auch als "Hashimoto-Thyreoiditis" bezeichnet. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Überblick

Die Schilddrüse wird im Lateinischen als "glandula thyroidea" bezeichnet. Sie befindet sich unterhalb des Kehlkopfes, vor und seitlich der Luftröhre, und setzt Hormone ins Blut frei, die für den Stoffwechsel des Körpers sehr wichtig sind.

Eine Entzündung der Schilddrüse wird in der Fachsprache als Thyreoidits bezeichnet. Während Entzündungen im Körper meistens durch Krankheitserreger hervorgerufen werden, wird die Entzündung der Schilddrüse bei einer Hashimoto-Thyreoidits durch das körpereigene Immunsystem ausgelöst. Wodurch und warum das Immunsystem aktiviert wird, ist bis heute ungeklärt. Bekannt ist jedoch, dass es zu einer Aktivierung von Immunzellen (Lymphozyten) und der Bildung von Antikörpern kommt, die das eigene Schilddrüsengewebe angreifen. Man spricht in diesem Zusammenhang deshalb auch von einer sogenannten "autoimmunen Thyreoiditis" oder einer "chronischen lymphozytären Thyreoiditis".

Der Einfluss von Geschlecht und Genen

Die Hashimoto-Thyreoiditis betrifft Frauen häufiger als Männer (Verhältnis 8 : 1), weshalb davon auszugehen ist, dass die Geschlechtshormone einen Einfluss auf den Ausbruch der Erkrankung haben. Außerdem tritt die Erkrankung familiär gehäuft auf, was auf eine genetische Komponente schließen lässt. Das Vorhandensein bestimmter Gene bedeutet aber nicht, dass man automatisch erkrankt, sondern dass lediglich das Risiko erhöht ist, im Laufe seines Lebens an einer Hashimoto-Thyreoidits zu erkranken.

Schleichender Krankheitsverlauf

Die Entstehung einer Hashimoto-Thyreoidits ist ein langsamer Prozess, weshalb die Erkrankung oft erst spät erkannt wird. Als Folge der Entzündung wird bei einem Teil der Betroffenen das Gewebe der Schilddrüse nach und nach zerstört, weshalb schließlich nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone produziert werden. Man spricht in diesem Fall von einer Unterfunktion der Schilddrüse.

Da dieser Prozess schleichend verläuft, treten auch die Symptome bei den meisten Betroffenen zunächst nur in milder Form auf. Es können beispielsweise Stimmungsschwankungen, Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit oder eine Gewichtszunahme auftreten. In vielen Fällen verursacht die Schilddrüsenentzündung allerdings keine Unterfunktion und somit auch keine Beschwerden. Die Erkrankung kann dann nur mithilfe von Bluttests nachgewiesen werden.

Auch eine Überfunktion ist zu Beginn einer Hashimoto-Thyreoiditis möglich, die bei den Betroffenen häufig ebenfalls keine Symptome verursacht.

Lebenslang Hormontabletten

Man kann davon ausgehen, dass weltweit etwa 1 % der Bevölkerung an einer Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt und Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion aufweist. Studien konnten jedoch zeigen, dass weit mehr Menschen, etwa 5-9 % der Bevölkerung, zwar erhöhte Antikörper-Werte aufweisen, jedoch keine Symptome entwickeln. In solchen Fällen bleibt eine Hashimoto-Thyreoiditis meist unentdeckt.

Die Symptome derjenigen Betroffenen, die eine Unterfunktion entwickeln, werden heutzutage durch die Gabe des Schilddrüsenhormons L-Thyroxin behandelt. Auf Grundlage des heutigen Wissensstands lässt sich eine Hashimoto-Thyreoiditis nicht heilen, da über die Ursache der Erkrankung noch viel zu wenig bekannt ist.

Ursachen

Hakaru Hashimoto, der Erstbeschreiber der Hashimoto-Thyreoiditis, beschrieb 1912 in seiner Publikation Veränderungen des Schilddrüsengewebes, die sich von denjenigen anderer Schilddrüsenerkrankungen unterschieden. Er beobachtete eine Anhäufung von Immunzellen und zerstörten Schilddrüsenzellen. Mehr als ein Jahrhundert später ist zwar bekannt, dass es sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der Immunzellen in das Schilddrüsengewebe gelangen und die Schilddrüsenzellen zerstören. Warum und wodurch das Immunsystem jedoch aktiviert wird, ist immer noch völlig unklar.

Fehler in der Körperabwehr

Die Aufgabe des Immunsystem ist es, Krankheitserreger zu erkennen und unschädlich zu machen. Zu diesem Zweck werden einige Immunzellen aktiviert, die die Erreger direkt angreifen. Andere Immunzellen wiederum produzieren bestimmte Eiweiße, sogenannte Antikörper, die an die Krankheitserreger binden und so indirekt deren Beseitigung durch andere Zellen ermöglichen.

Um all diese Aufgaben erfüllen zu können, muss das Immunsystem zwischen ,,fremd“ und ,,selbst" unterscheiden können, damit während der Immunreaktion nicht versehentlich auch körpereigenes Gewebe angegriffen wird. Bei Autoimmunerkrankungen, zu denen auch die Hashimoto-Thyreoiditis gehört, verliert das Immunsystem seine Fähigkeit, zwischen ,,fremd“ und ,,selbst" zu unterscheiden. Es greift körpereigenes Gewebe an und löst dadurch Entzündungen im Körper aus. Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis häufen sich Immunzellen im Schilddrüsengewebe an und zerstören es. Außerdem kommt es zu einer Produktion von Antikörpern, die gegen das Schilddrüsengewebe gerichtet sind.

Vieles noch unklar

Der Grund für die Fehlsteuerung des Immunsystems bei einer Hashimoto-Thyreoiditis ist bis heute unbekannt. Das Erbgut scheint wie bei allen Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle zu spielen, weil bei vielen Erkrankten auch Familienmitglieder an einer Hashimoto-Thyreoiditis oder an einem Morbus Basedow (eine andere Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) leiden.

Gene können allerdings nicht die einzige Ursache sein, da z.B. bei einem erkrankten Zwilling sein eineiiges Zwillingsgeschwister (mit demselben Erbgut) nicht zwangsläufig auch erkrankt. Möglicherweise könnten Stress, Rauchen, Umweltgifte, Infektionen, eine Schwangerschaft, eine erhöhte Jodzufuhr oder bestimmte Medikamente den Ausbruch der Erkrankung begünstigen. Eindeutige Daten liegen zurzeit allerdings nicht vor.

Symptome

Der Verlauf einer Hashimoto-Thyreoiditis kann sich von Patient zu Patient unterscheiden. Viele Menschen weisen zu Beginn der Erkrankung gar keine oder nur milde Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion auf. In einigen Fällen, vor allem bei einem plötzlichen Beginn der Erkrankung, können jedoch auch vorübergehend Symptome einer Überfunktion auftreten. Diese geht dann gewöhnlich nach kurzer Zeit ebenfalls in eine Unterfunktion über. Verläufe, bei denen es abwechselnd zu einer Über- und Unterfunktion kommt, sind sehr selten.

Häufig zu Beginn einer Hashimoto-Thyreoiditis kann die Schilddrüse vergrößert sein. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem "Kropf" oder einer "Struma". Es kann dann zu einem Druck- und Engegefühl im Halsbereich, zu einer Empfindlichkeit bei Berührung und sogar zu Schmerzen kommen.

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Trotz unterschiedlicher Verlaufsformen ist eine Hashimoto-Thyreoiditis, vor allem im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, meistens von einer Unterfunktion gekennzeichnet. Betroffene klagen häufig über folgende Symptome:

  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • hoher Blutdruck
  • niedriger Puls unter 70/min
  • Ohrgeräusche
  • nächtliches Schwitzen
  • Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • vermehrtes Frieren
  • Muskelschmerzen
  • Nackenverspannungen
  • Zunahme des Körpergewichts
  • Verstopfungen
  • trockene Haut, trockenes Haar und Haarausfall
  • brüchige Fingernägel
  • Heiserkeit
  • Zyklusstörungen bei Frauen
  • erhöhte Rate an Fehlgeburten
  • Schwellungen im Gesicht und an den Beinen

Im Verlauf der Erkrankung kommt es aufgrund der Entzündungsprozesse in der Schilddrüse zu einer zunehmenden Zerstörung des Schilddrüsengewebes. Die Schilddrüse wird immer kleiner und produziert immer weniger Schilddrüsenhormone. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer sogenannten Atrophie der Schilddrüse.

Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion

Gelegentlich kann es im Verlauf einer Hashimoto-Thyreoiditis auch zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Diese tritt vor allem zu Beginn der Erkrankung auf. Nicht alle Patienten jedoch nehmen bei sich die Symptome einer Überfunktion wahr. Die Schilddrüsenhormone werden innerhalb des Schilddrüsengewebes gespeichert. Wird es durch die Entzündung zerstört, können als Folge vorübergehend große Mengen an Schilddrüsenhormonen in den Blutkreislauf freigesetzt werden und lösen unter anderem folgende Symptome aus:

  • Unruhe und Nervosität
  • Hitzewallungen und Schwitzen
  • Heißhunger
  • Zittern und Herzklopfen
  • Gewichtsverlust
  • Haarausfall
  • Durchfälle
  • Zyklusstörungen bei Frauen

Im Allgemeinen erfolgt keine Behandlung der Überfunktion mit schilddrüsenhemmenden Medikamenten (Thyreostatika), da diese nicht durch eine gestörte Bildung der Schilddrüsenhormone, sondern durch eine gestörte Freisetzung der Hormone (wie oben beschrieben) ausgelöst wird. Außerdem geht die anfängliche Überfunktion aufgrund der Zerstörung des Schilddrüsengewebes schon nach kurzer Zeit allmählich in eine Unterfunktion über. Dennoch sollten in jedem Fall Therapiemöglichkeiten mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, der die individuelle Situation und Therapie bei jedem einzelnen Patienten am besten beurteilen kann.

Durch das Immunsystem direkt hervorgerufene Symptome

Nicht alle Symptome einer Hashimoto-Thyreoiditis sind typisch für eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Aus diesem Grund geht man davon aus, dass einige der Symptome möglicherweise durch das Immunsystem selbst und nicht indirekt durch zu niedrige bzw. zu hohe Hormonkonzentrationen ausgelöst werden. Unter anderem klagen Betroffene dann über folgende, meist unspezifische Beschwerden:

  • Fieber
  • grippeähnliche Symptome
  • geschwollene Lymphknoten
  • Übelkeit, Magen- und Darmprobleme
  • allgemeine Schwäche und geringe Belastbarkeit
  • Verhärtung von Muskeln und Sehnen
  • Gelenkschmerzen
  • Augenbeschwerden (endokrine Orbitopathie)
  • Schwindel

Auch wenn die oben genannten Symptome untypisch für eine Über- bzw. Unterfunktion der Schilddrüse sind, ist es wichtig zu erwähnen, dass sie dennoch mit veränderten Hormonkonzentrationen in Zusammenhang stehen können. Viel zu gering ist momentan das Wissen über die genauen Ursachen der Hashimoto-Erkrankung und über die genaue Wirkung von Schilddrüsenhormonen im Körper, als dass alle Symptome ausreichend erklärt werden können. Außerdem wird bei vielen Betroffenen beobachtet, dass die oben genannten Symptome nach Behandlung der Über- bzw. Unterfunktion verschwinden.

Augenbeschwerden

Relativ selten können bei einer Hashimoto-Thyreoiditis Augenbeschwerden, bzw. eine sogenannte endokrine Orbitopathie, auftreten. Die Beschwerden werden durch Autoantikörper verursacht, die nicht nur mit dem Schilddrüsengewebe, sondern auch mit dem Augengewebe reagieren. Es kann sich unter anderem um folgende Symptome handeln:

  • Trockene und tränende Augen
  • Augenbrennen und Druckgefühl hinter dem Auge
  • Entzündungen der Bindehaut und der Hornhaut
  • Doppelbilder und Kopfschmerzen
  • Beeinträchtigung des Sehvermögens

Die Beschwerden bei einer endokrinen Orbitopathie können sich vor oder nach der Schilddrüsenerkrankung äußern. Meist verläuft diese Augenerkrankung in Schüben.

Symptome aufgrund zusätzlich auftretender Autoimmunerkrankungen

Bei etwa 25 % der Erkrankten können noch weitere Autoimmunerkrankungen hinzukommen. An diese Möglichkeit sollte insbesondere dann gedacht werden, wenn trotz gut eingestellter Schilddrüsenwerte Beschwerden vorhanden sind. Am häufigsten können beispielsweise eine Weißfleckenerkrankung (Vitiligo), ein Typ-1-Diabetes oder eine bestimmte Form der Magenentzündung (atrophische Gastritis vom Typ A) auftreten. Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden.

Erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs

Bei einem relativ schnellen Wachstum der Schilddrüse sollte man immer bedenken, dass es sich um einen Tumor handeln könnte. Tatsächlich ist das Risiko bei Betroffenen, an einem Schilddrüsenlymphom zu erkranken, im Vergleich zu gesunden Menschen mindestens um das 60-fache erhöht. Forscher gehen daher davon aus, dass beide Erkrankungen in engem Zusammenhang zueinander stehen.

Diagnose

Die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis erfolgt auf Grundlage der Krankengeschichte, einer körperlichen Untersuchung und anhand von Blutwerten. Zur genauen Untersuchung der Schilddrüsenfunktion können weitere Untersuchungsmethoden wie z.B. eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) hinzukommen.

Krankengeschichte

Einen ersten Anhaltspunkt für eine Hashimoto-Thyreoiditis bietet das Vorhandensein typischer Beschwerden einer Unterfunktion bzw. in selteneren Fällen einer Überfunktion der Schilddrüse. Wichtig ist es dabei für den behandelnden Arzt, Symptome einer Hashimoto-Thyreoiditis von Veränderungen des weiblichen Hormonhaushalts zu unterscheiden, die normalerweise bei Frauen in den Wechseljahren auftreten. Diese "Wechselbeschwerden“ können denjenigen einer Hashimoto-Thyreoiditis ähneln. Auch bei Störungen des Menstruationszyklus oder auftretenden Fehlgeburten sollte eine Hashimoto-Thyreoiditis als Ursache in Erwägung gezogen werden.

Körperliche Untersuchung

Bei einer körperlichen Untersuchung sucht der Arzt vorsichtig das Schilddrüsengewebe nach Veränderungen ab. Dabei wird der Hals des Patienten, meistens von hinten, mit beiden Händen abgetastet. So lassen sich eine vergrößerte Schilddrüse und Verhärtungen des Gewebes leicht und schnell feststellen.

Blutuntersuchungen

Da es sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis um eine Autoimmunerkrankung handelt, können im Blut Autoantikörper nachgewiesen werden, die gegen das Schilddrüsengewebe gerichtet sind. Außerdem wird für die Diagnose und zur Verlaufskontrolle regelmäßig die Konzentration aller Hormone überprüft, die an der Regulation der Schilddrüse beteiligt sind.

Autoantikörper

Im Blut von 90 % der Betroffenen lassen sich Antikörper nachweisen, die gegen ein bestimmtes Eiweiß der Schilddrüse gerichtet sind, das Enzym Thyreoperoxidase (TPO). Die TPO ist an der Produktion der Schilddrüsenhormone beteiligt. Bei etwa 60-80 % können außerdem noch Antikörper gegen das Eiweiß Thyreoglobin (Tg) vorliegen, das für die Speicherung der Schilddrüsenhormone wichtig ist. Nur in sehr seltenen Fällen können weder Antikörper gegen die TPO noch gegen Tg nachgewiesen werden, obwohl Symptome einer Hashimoto-Thyreoidits vorhanden sind. In diesem Fall wird die Diagnose auf Grundlage einer Ultraschall-Untersuchung und einer Gewebe-Entnahme gestellt.

Wichtig ist es zu verstehen, dass erhöhte oder erniedrigte Antikörper-Werte nicht immer Aufschluss darüber geben, ob sich die Krankheit verschlechtert oder verbessert. Aus diesem Grund sind mehrfache Untersuchungen der TPO- und Tg-Werte im Verlauf der Erkrankung unnötig und werden vom Arzt gewöhnlich nicht angeordnet.

TSH-Wert

Die Schilddrüse ist kein unabhängig arbeitendes Organ im Körper. Damit die Versorgung aller Körperzellen mit den Schilddrüsenhormonen T3 und T4 immer an den jeweiligen Bedarf angepasst ist, arbeitet die Schilddrüse mit anderen Organen zusammen. Hierbei ist die Rolle der sogenannten Hirnanhangsdrüse wichtig.

Diese Drüse sitzt an der Unterseite des Gehirns und setzt Hormone zur Steuerung verschiedener Organe frei. Zur Regulation der Schilddrüse schüttet sie dabei das sogenannte Thyroidea-stimulierende Hormon (TSH) aus. Das TSH treibt die Schilddrüse zu mehr Leistung an, d.h. als Antwort auf das TSH setzt die Schilddrüse vermehrt Schilddrüsenhormone frei. Umgekehrt wirken erhöhte Mengen an Schilddrüsenhormonen hemmend auf die Hirnanhangsdrüse. Wenn also die Schilddrüse vermehrt Hormone freisetzt, wird die Hirnanhangsdrüse als Antwort weniger TSH freisetzen, und umgekehrt.

Eine Schilddrüsenunterfunktion bei einer Hashimoto-Thyreoidits kann somit anhand eines erhöhten TSH-Werts nachgewiesen werden. Dieser Wert liegt außerhalb des Referenzbereichs von 0,5 - 2,5 mU/L. Der TSH-Wert ist bereits zu Beginn einer Unterfunktion erhöht, wenn der Körper über eine vermehrte TSH-Ausschüttung zunächst versucht, die Menge an Schilddrüsenhormonen im Normbereich zu halten. Erst später im Krankheitsverlauf sinken auch die Werte der Schilddrüsenhormone. Im Gegensatz zur direkten Messung der Schilddrüsenhormone T4 und T3 ist die Bestimmung des TSH-Werts deshalb besser geeignet, um festzustellen, ob eine beginnende Unter- oder Überfunktion vorliegt.

Schilddrüsenhormone (T4 und T3)

Wurde bereits ein TSH-Wert außerhalb des Referenzbereichs festgestellt, so sollten unbedingt noch zusätzlich die Schilddrüsen-Werte bestimmt werden, da der TSH-Wert nicht unbedingt wegen einer Schilddrüsen-Funktionsstörung, sondern auch aufgrund anderer Erkrankungen, z.B. wegen eines Tumors der Hirnanhangsdrüse verändert sein kann. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass bestimmte Medikamente wie z.B. Lithium den TSH-Wert nach oben hin verfälschen können.

Bei der Messung der Schilddrüsenhormone wird die Konzentration des Thyroxins (T4) und die des Trijodthyronins (T3) bestimmt werden. T3 ist allerdings oft trotz Unterfunktion im Normalbereich.

Weitere Untersuchungsmethoden

Die Ultraschall-Untersuchung (Schilddrüsen-Sonographie) ist eine wichtige Methode für den Arzt, um die Größe und Struktur der Schilddrüse zu beurteilen. Bei einer Hashimoto-Thyreoidits können so auch eine Entzündung oder knotige Veränderungen im Gewebe festgestellt werden.

Werden beim Ultraschall Knoten festgestellt, kann evtl. auch zusätzlich eine nuklearmedizinische Untersuchung (Szintigraphie) zur weiteren Abklärung durchgeführt werden. Dies ist jedoch keine Notwendigkeit für die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis. Bei dieser Methode wird eine sehr geringe Menge einer radioaktiven Substanz ins Blut gespritzt. Die Substanz sammelt sich bei einer gesunden Schilddrüse normalerweise kurzzeitig gleichmäßig im Gewebe an. Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis allerdings reichert sich insgesamt weniger der radioaktiven Substanz an. Anreicherungen und Aussparungen können Hinweise auf die Ursache von Knoten in der Schilddrüse geben.

Therapie

Die zugrundeliegende Autoimmunerkrankung, die eine Entzündung und eine Schädigung der Schilddrüse verursacht, kann bei einer Hashimoto-Thyreoiditis nicht geheilt werden. Die Schilddrüsenhormone, die vom Körper nicht mehr in ausreichender Menge produziert werden, können allerdings künstlich ersetzt werden. Werden diese Hormone nicht oder nicht in ausreichender Menge eingenommen, wird sich die Schilddrüsenentzündung und auch die Symptome der Unterfunktion immer weiter verschlechtern. Dieser Zustand kann schließlich im Koma enden. Es kann außerdem zu einem erhöhten Cholesterolspiegel im Blut kommen, der mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen einhergeht. Ist die Dosis an eingenommenen Schilddrüsenhormonen dagegen zu hoch, können Symptome einer Überfunktion auftreten, die auf die Dauer ebenfalls das Herz-Kreislauf-System stark belastet und das Risiko für einen Knochenschwund erhöht.

L-Thyroxin

In der Regel wird das Medikament Levothyroxin bzw. L-Thyroxin verordnet, das von den Patienten lebenslang eingenommen werden muss. Nur selten kann es vorkommen, dass Patienten zwar Antikörper besitzen, jedoch keine Unterfunktion entwickeln. In diesem Fall muss nicht behandelt werden.

Bei dem Medikament L-Thyroxin handelt es sich um ein Hormon, das identisch ist mit dem körpereigenen Thyroxin-Hormon (T4) und als Tablette eingenommen wird. T4 ist die inaktive Vorstufe der Schilddrüsenhormone und wird erst im Gewebe zum aktiven Trijodthyronin (T3) umgewandelt. Da auch die Schilddrüse zu 95 % T4 und nur zu einem geringen Anteil T3 freigesetzt, wird durch die Gabe von T4 die Situation im Körper nachgeahmt. Eine zusätzliche Therapie mit T3 konnte sich bisher in keiner Studie als vorteilhafter gegenüber der alleinigen Gabe von T4 erweisen, weshalb die meisten Patienten standardmäßig T4 einnehmen. In Einzelfällen kann der Arzt dennoch eine Kombination von T3 und T4 verschreiben, da es Patienten gibt, die sich bei einer solchen Kombinationstherapie besser fühlen.

Beschwerden trotz Einnahme von L-Thyroxin?

Am besten wird L-Thyroxin über den Magen aufgenommen, wenn die Tablette etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen wird. Wird das Hormon regelmäßig und in richtiger Dosierung eingenommen, sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Wichtig ist zu verstehen, dass nur kleinste Änderungen in der Dosierung des Medikaments große Auswirkungen auf den Körper haben und den Hormonhaushalt und Stoffwechsel durcheinander bringen können. Es sollte daher darauf geachtet werden, dass nach Möglichkeit nicht von einem L-Thyroxin-Medikament auf ein anderes gewechselt wird. Außerdem sollte das Verfallsdatum des Medikaments unbedingt beachtet werden, da sich auch hier die Dosierung beziehungsweise die Verwertung des Medikaments im Körper nach Ablauf des Verfallsdatums stark ändern kann.

Nur 5 - 10 % der Betroffenen haben trotz einer Behandlung mit L-Thyroxin und einem TSH-Wert im Referenzbereich weiterhin Beschwerden. Ursachen hierfür können sehr selten auftretende Schwierigkeiten der Verwertung des synthetisch hergestellten Hormons sein oder auch das Vorhandensein weiterer, möglicherweise unerkannter Erkrankungen.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

Neben der Hormon-Ersatztherapie mit L-Thyroxin sollten regelmäßige Kontrollen des TSH-Werts erfolgen, um bei einem veränderten Bedarf an Schilddrüsenhormonen die Dosis an L-Thyroxin entsprechend anzupassen. Um eine gute Einstellung zu gewährleisten, sind bis zu zwei Kontrollen jährlich ausreichend. Auch bei Patienten mit erhöhten Antikörper-Werten, aber ohne Symptome, sollte der TSH-Wert dennoch einmal jährlich kontrolliert werden, um sicherzugehen, dass eine langsam eintretende Funktionsstörung der Schilddrüse nicht übersehen wird.

Als wichtiger Bestandteil der Verlaufskontrolle sollte die Schilddrüse auch regelmäßig vom Arzt abgetastet und mittels Ultraschall untersucht werden, vor allem aufgrund des erhöhten Risikos für Schilddrüsenkrebs. Momentan wird eine Ultraschall-Untersuchung pro Halbjahr empfohlen.

Jod in Übermaßen vermeiden

Das Element Jod ist ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone und deshalb unerlässlich für die Schilddrüsenfunktion. Seit vielen Jahren ist bekannt, dass ein Jodmangel Schilddrüsenerkrankungen verursachen kann. Basierend auf neuesten Erkenntnissen scheint nun auch ein Überangebot an Jod im Körper für den Ausbruch einer Hashimoto-Thyreoiditis eine wichtige Rolle zu spielen. Mehrere tierexperimentelle Studien konnten belegen, dass zu viel Jod zu einer verstärkten Autoimmunreaktion führen kann. Außerdem zeigten einige Untersuchungen, dass eine Hashimoto-Thyreoiditis vermehrt in Gegenden neu aufgetreten ist, in denen jodiertes Salz eingeführt wurde.

Auch wenn zurzeit noch viele Fragen offen sind und in klinischen Studien sorgfältig geklärt werden müssen, wird Betroffenen momentan empfohlen, vorsichtshalber auf eine zu hohe Jodzufuhr zu verzichten und sich an die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Grenzwerte von 150 μg pro Tag zu halten. Dieser Grenzwert wird normalerweise bei einer ausgewogenen Ernährung eingehalten. Allerdings sollten Meeresprodukte wie Seefisch und Algen, die hohe Mengen an Jod enthalten, nur in Maßen konsumiert werden.

Selen senkt die Antikörper-Konzentration

Genau wie Jod ist auch das Spurenelement Selen ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüse. Es schützt die Schilddrüsenzellen vor Sauerstoffradikalen und scheint auch für die Immunabwehr wichtig zu sein. Einige Veröffentlichungen aus den Jahren 2007-2013 gaben Hinweise darauf, dass Selen einen positiven Effekt auf die Entzündung der Schilddrüse haben kann. In fast allen Studien konnte bei den meisten Patienten die Konzentration an TPO-Antikörpern durch die Gabe von Selen deutlich gesenkt werden.

Neueste Erkenntnisse haben die Rolle von Selen jedoch in Frage gestellt, da bisher nicht nachgewiesen werden konnte, ob eine Erniedrigung der Konzentration an Antikörpern sich auch tatsächlich günstig auf den Verlauf der Erkrankung auswirkt. Außerdem wurden bei den bisherigen Untersuchungen die Auswirkung der Gabe von Selen auf die Lebensqualität und die Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis nicht untersucht. Diese Fragen sollen in der zurzeit laufenden Studie mit dem Namen CATALYST geklärt werden.

Erhöhter Bedarf an Thyroxin und Jod in der Schwangerschaft

Bei Frauen kommt es während einer Schwangerschaft zu erheblichen Veränderungen des Stoffwechsels und des Hormonhaushalts. Erkrankte schwangere Frauen, die L-Thyroxin einnehmen, sollten aus diesem Grund beachten, dass der Bedarf an Schilddrüsenhormonen sowie an Jod während der Schwangerschaft steigt.

Um Entwicklungsstörungen des ungeborenen Kindes zu vermeiden, sollte die Dosis an L-Thyroxin vom behandelnden Arzt erhöht werden. Außerdem ist eine erhöhte Aufnahme von Jod nicht nur in der Schwangerschaft, sondern auch während der Stillzeit für die Gesundheit des Kindes sehr wichtig. Ein Nachteil für die Mutter konnte bisher nicht gezeigt werden. In jedem Fall sollten regelmäßige Kontrollen der Blutwerte erfolgen und von einem Arzt im Verlauf der Schwangerschaft überwacht werden.

Quellen:

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  • Rania Ahmed, MD, Safa Al-Shaikh, MD, and Mohammed Akhtar, MD. Hashimoto thyroiditis: A century later. Adv Anat Pathol 2012;19:181–186.
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  • Wiersinga WM. Clinical Relevance of Environmental Factors in the Pathogenesis of Autoimmune Thyroid Disease. Endocrinol. Metab. 2016.
  • Feldkamp J., Grünwald F. und Hehrmann R. Broschüre - Hashimoto-Thyreoiditis: Autoimmune Schilddrüsenentzündung. Forum Schilddrüse e.V.
  • Wichman J et al. Selenium Supplementation Significantly Reduces Thyroid Autoantibody Levels in Patients with Chronic Autoimmune Thyroiditis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Thyroid 2016 Dec;26(12):1681-1692.

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